Referenz09.08.2017

FOCUS-MONEY Heft 33/2017 Pflege-Kombi-Tarife

Die Kombination aus „Förder-Pflege“ und ungefördertem Pflegetagegeld schließt die Versorgungslücke. Welche Tarife top sind

Gern spricht Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe von einem „Kraftakt“, wenn es um den Umbau der gesetzlichen Pflegepflichtversicherung geht. Wahrlich. Viel Kraft und – nicht zu vergessen – Zeit hat die Reform schon gekostet. Mussten doch zehn Jahre ins Land gehen, bis das Zweite Pflegestärkungsgesetz, kurz PSG II, endlich in trockenen Tüchern war. Seit 1. Januar 2017 sind nunmehr die Neuerungen dieses Gesetzes in Kraft. Was Gröhe zur Aussage hinreißen ließ: „2017 wird ein gutes Jahr für Pflegebedürftige und ihre Familien.“
Hand aufs Herz! Erleichtert das PSG II wirklich das Leben Pflegebedürftiger und deren Familien? Was den neuen Pflegebedürftigkeitsbegriff zumindest anbelangt: Ja! Schafft dieser doch eine fachlich gesicherte und individuelle Begutachtung und Einstufung in Pflegegrade. Denn die Pflegesituation von Menschen mit geistigen und seelischen Beeinträchtigungen, etwa demenziellen Erkrankungen, wird im Zuge der Begutachtung etwa bei Kassenpatienten durch den Medizinischen Dienst der Krankenversicherung (MDK) künftig in gleicher Weise berücksichtigt wie die Pflegesituation Bedürftiger mit physischen Einschränkungen. Aus Expertensicht können mit dem aktuellen Begutachtungsinstrument Beeinträchtigungen und Fähigkeiten von Pflegepatienten genauer erfasst und die individuelle Pflegesituation in den fünf neuen Pflegegraden zielgenauer abgebildet werden.

Daher raten Experten heute den Deutschen dringend, die „Pflege-Lücke“ mit einer privaten Pflege-Police vorsorglich zu schließen. Fragt sich nur, mit welcher? Unumstritten für die Jüngeren eine gute Option ist die vom Staat mit 60 Euro jährlich subventionierte „Förder-Pflege“ (s. FOCUS-MONEY 31/2017). „Vollkasko-Schutz in allen fünf Pflegegraden jedoch kann auch die Förder-Pflege nicht bieten“, warnt Sebastian Ewy, Projektleiter beim Deutschen Finanz-Service Institut (DFSI) in Köln. Aus diesem Grund hat die Versicherungsbranche auch die „Förder-Pflege“ gezielt mit einer ungeförderten Pflegetagegeld-Police kombiniert – und damit sogenannte Pflege-Kombi-Tarife geschaffen. Wie teuer jedoch sind diese Policen? Und wie steht es mit dem Kleingedruckten? Diesen Fragen ist jetzt FOCUSMONEY nachgegangen und hat mit dem DFSI Kombi-Tarife für Versicherte im Alter von 25, 35, 45 und 55 Jahren untersucht. Fazit: „Über alle Altersklassen das beste Preis-Leistungs-Verhältnis im Test bot die Allianz“, bilanziert Fachmann Ewy. Auch bei den Tarifbedingungen ist die Allianz „hervorragend“, muss sich dieses Urteil aber mit Arag, Barmenia und DKV teilen. Während die Prämien bei Vertragsschluss für „jüngere“ Versicherte recht moderat ausfallen, ziehen diese mit zunehmendem Alter des Kunden an. Logisch, steigt mit fortschreitendem Lebensalter doch auch das Pflege-Risiko, was auf die Prämien durchschlägt. Zudem können betagtere Personen nur bedingt Anwartschaften innerhalb der Police bilden. Was Kunden Versicherern aber nicht zum Vorwurf machen können.
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