Referenz17.08.2016

FOCUS-MONEY Heft 34/2016 GKV-Finanzen

Die Ausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung steigen rasant. Die Beiträge dürften bald nachziehen. Welche Kassen finanziell am besten gerüstet sind

Der Schätzerkreis beim Bundesversicherungsamt taxiert die Leistungsausgaben im Gesamtjahr 2016 auf 208,6 Milliarden Euro. Das entspräche einem Plus von 4,7 Prozent je Versicherten zum Vorjahr. Inklusive sonstiger Ausgaben rechnen die Experten mit Gesamtausgaben von 220,6 Milliarden Euro. Dem werden Einnahmen des Gesundheitsfonds, in den die Beiträge der Mitglieder und Zuschüsse des Bundes fließen, von voraus-sichtlich 206,2 Milliarden Euro gegenüberstehen. Die Unterdeckung müssen die Kassen durch Zusatzbeiträge von ihren Mitgliedern ausgleichen. Aktuell belaufen sich diese im Durchschnitt auf 1,1 Prozent vom beitragspflichtigen Einkommen. Für das kommende Jahr prognostiziert die Vorstandsvorsitzende des GKV-Spitzenverbands, Doris Pfeiffer, eine Ausweitung der Unterdeckung und somit ein Plus beim durchschnittlichen Zusatzbeitrag von 0,2 bis 0,3 Prozentpunkten. Bis 2019 sieht sie gar einen Anstieg auf im Mittel 1,8 Prozent.

Die Botschaft für Versicherte: Checken Sie die Finanzlage Ihrer Kasse. Ist sie solide aufgestellt, oder ist die Decke dünn, sodass Einschränkungen bei den zusätzlichen Leistungen, die der gesetzliche Katalog nicht zwingend vorschreibt, oder eine Anhebung des Zusatzbeitrags drohen? Die Lage ist sehr unterschiedlich. Das zeigt die Spanne, die aktuell bei den Zusatzbeiträgen zu beobachten ist. Siereicht von null bis 1,6 Prozent, sprich, es gibt Wettbewerber, die allein mit den Zuweisungen aus dem Gesundheitsfonds auskommen, und andere, die bis zu 68 Euro im Monat (1,6 Prozent, bezogen auf die Beitragsbemessungsgrenze von 4237,50 Euro) von ihren Mitgliedern zusätzlich verlangen. Die Schere dürfte in Zukunft noch weiter aufgehen.

Wie es um die Bilanzen der Kassen bestellt ist, zeigt der Finanzstärke-Test von FOCUS-MONEY und dem Deutschen Finanz-Service Institut. 38 Wettbewerber – fünf mehr als noch im Vorjahr – ließen sich dafür in die Bücher schauen. Zwei Kassen, HEK und hkk, sicherten sich die höchste Auszeichnung „hervorragend“. Zwölfmal konnte ein „sehr gut“ vergeben werden. Keine inflationäre Menge an Top-Auszeichnungen, aber doch eine solide Anzahl.
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