Referenz08.07.2020

FOCUS-MONEY Heft 29/2020 GKV - Finanzkraft

Der gesetzlichen Krankenversicherung droht 2020 ein Minus von bis zu 14,6 Milliarden Euro. Welche Kassen wirtschaftlich gut dastehen, zeigt der FOCUS-MONEY-Test
Die Wunde sitzt tief – und wird wohl auch nur langsam heilen: Vorläufigen Hochrechnungen zufolge schwächt die Corona-Pandemie die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) 2020 mit einem Defizit zwischen 14,1 Milliarden und 14,6 Milliarden Euro. Allein die Behandlung von Covid-19-Patienten in Kliniken – AOK & Co. gehen hier für 2020 von mindestens 200 000 Fällen aus – schlügen für die GKV mit 1,3 Milliarden Euro zu Buche. Der erhöhte Pflegeentgeltwert für die Kliniken verursache zudem 3,3 Milliarden Euro an Zusatzkosten, der angeordnete Verzicht auf die Prüfung von Krankenhausrechnungen weitere 1,1 bis 1,2 Milliarden. Und für die vom Bundesgesundheitsministerium geplanten, systematischen Massentests in Kitas, Schulen, Krankenhäusern und Pflegeheimen auf Corona-Infekte seien bis Jahresende 2020 nochmals rund 7,6 Milliarden Euro zu stemmen, so die Finanzexperten der Kassen. Denn mit dem am 14. Mai 2020 vom Bundestag verabschiedeten „Zweiten Pandemiegesetz“ kann das Bundesgesundheitsministerium die Krankenkassen zur Bezahlung von Sars-CoV-2-Tests grundsätzlich verpflichten. Dies gilt auch, wenn keine Krankheitssymptome vorliegen.
Selbst wenn Finanzminister Scholz im weiteren Verlauf der Corona-Krise der GKV höhere Bundeszuschüsse zubilligt, werden Insidern zufolge die Zusatzbeiträge unweigerlich steigen. Wobei Kassen mit hohen Liquiditätsreserven wohl deutlich weniger erhöhen dürften als Konkurrenten mit größeren Finanzlöchern. Was die Wechselbereitschaft Versicherter aller Voraussicht nach forcieren dürfte. Vor einem etwaigen Wechsel sollten gesetzlich Versicherte neben Liquidität und Nettovermögen auch die Verwaltungskosten sowie die Entwicklung zahlender Mitglieder ihrer künftigen Wunsch-Kasse im Auge haben. Wie es um den Haushalt einer gesetzlichen Kasse bestellt ist – das attestiert der aktuelle Finanzstärke-Test des Deutschen Finanz-Service Instituts (DFSI) in Köln. Dazu studierte das DFSI die Zahlen von insgesamt 105 Krankenkassen. „Zehnmal konnten wir in unserer Untersuchung einer gesetzlichen Kasse die Bestnote ‚Hervorragend‘ attestieren“, sagt Thomas Lemke, DFSI-Geschäftsführer. Und sieben Kassen erhielten ein „Sehr Gut“.
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DFSI Deutsches Finanz-Service Institut GmbH ist ein unabhängiger Datendienst, der marktrelevante Informationen zu Versicherern, Banken, sonstigen Finanzdienstleistern und Gesetzlichen Krankenkassen sammelt und bewertet. Dabei werden zu Finanzprodukten die Informationen, die für Privatkunden entscheidungsrelevant sind, gebündelt und als Produktratings dargestellt. Hier fließen insbesondere Daten aus den Allgemeinen Versicherungsbedingungen (AVB), Leistungs- und Servicedaten des Versicherers sowie Preis- und Prämiendaten ein. Das DFSI erstellt zudem seit 2008 branchenweite Leistungstests zu Finanzprodukten. Bei der Entwicklung der Test- und Ratingmethodik wird das DFSI durch Experten des institutseigenen Fachbeirats unterstützt. Diese verfügen über jahrelange Erfahrungen im deutschen Ratingmarkt und der Finanzdienstleistungsbranche.