Referenz14.08.2024
FOCUS-MONEY Heft 34/2024 GKV - Finanzkraft
Allein im ersten Quartal 2024 musste die gesetzliche Krankenversicherung angesichts steigender Ausgaben insgesamt ein Minus von 776 Millionen Euro verkraften. Welche Kassen – trotz finanziell angespannter Lage – dennoch wirtschaftlich recht gut dastehenDie Message war sehr deutlich: Ohne politisches Handeln drohen kurz- und mittelfristig massive Beitragssteigerungen in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV). Diese Warnung sprach das Gros der Entscheidungsträger der Krankenkassen hierzulande im Rahmen des alljährlichen Hauptstadtkongresses in Berlin, des wohl bedeutendsten Kongressereignisses für Gesundheitswirtschaft und -politik hierzulande, schon Ende Juni einhellig aus. Auf dem Event hatte der renommierte Gesundheitsökonom Jürgen Wasem zudem eindringlich auf ein steigendes „primäres Defizit“ in der GKV hingewiesen. Selbst bei einer eher konservativen Rechnung müssten im Jahr 2027 rund 50 Milliarden Euro über Zusatzbeiträge finanziert werden, prognostizierte der Professor von der Uni Duisburg-Essen. Das liefe unterm Strich rechnerisch auf einen Zusatzbeitrag von 2,5 Prozent hinaus. Skeptisch zeigte sich Wasem im Hinblick auf Hilfe durch die Regierung. Keine „sicheren Perspektiven“ zu einer stabilen GKV-Finanzierung biete das Papier des Bundesgesundheitsministeriums (BMG). Auch Andreas Storm, Vorstandsvorsitzender der DAK-Gesundheit, ist nicht zuversichtlich. Insbesondere die nächsten zehn Jahre würden aufgrund des demografischen Wandels herausfordernd. Lasse man die Finanzentwicklung ohne Stabilisierungsmaßnahmen weiterlaufen, werde der GKVBeitrag im Jahr 2035 bei insgesamt 19,3 Prozent liegen.
Generell sieht die wirtschaftliche Entwicklung der GKV nicht gerade rosig aus. Die 95 gesetzlichen Kassen verbuchten im ersten Quartal des Jahres 2024 ein Defizit von insgesamt 776 Millionen Euro. „Auch wenn die Finanzdaten für das erste Quartal mit Blick auf die Gesamtjahresentwicklung noch mit einer gewissen Vorsicht zu betrachten sind, müssen wir diese Entwicklung ernst nehmen“, warnte jüngst Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach. Einzig die Knappschaft erzielte im ersten Quartal einen Überschuss von 23 Millionen Euro.
Wer gerade mit einem Kassenwechsel liebäugelt – und darauf spekuliert, künftig unterjährig doch keine höheren Zusatzbeiträge löhnen zu müssen –, sollte neben der Liquidität und dem Nettovermögen auch mal einen genaueren Blick auf die Verwaltungskosten sowie die Entwicklung zahlender Mitglieder seiner künftigen Wunsch-Krankenkasse werfen. Doch wie an solch sensible und damit geheime Zahlen kommen? Wie es um die wirtschaftliche Situation einer gesetzlichen Krankenkasse bestellt ist – das attestiert der neue Finanzstärke-Test der Fachleute des Deutschen Finanz-Service Instituts (DFSI) in Köln. Dazu durchforstete das DFSI-Team die Daten von insgesamt 46 Krankenkassen.
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