Referenz05.02.2025
FOCUS-MONEY Heft 07/2025 Der große GKV Test
Steigende Kassenbeiträge: Wer zahlt die Zeche? Egal ob Hermann Gröhe, Jens Spahn oder Karl Lauterbach – bei den letzten Gesundheitsministern kann sich Doris Pfeiffer, die Chefin des GKV-Spitzenverbands, nur mäßig begeistern. Warum? „Seit rund zehn Jahren erleben wir Minister, die fleißig neue Gesetze verabschieden und dabei ordentlich Geld ausgeben – aber sich kaum darum kümmern, die Beiträge stabil zu halten“, kritisiert sie scharf. Und die Folgen sind deutlich: Die gesetzlichen Krankenkassen (GKV) stecken 2024 tief in den roten Zahlen – satte 5,5 Milliarden Euro fehlen in der Kasse. Das Resultat? Alle 72 gesetzlichen Krankenkassen, die hierzulande für die Allgemeinheit geöffnet sind, mussten zwischen Januar 2024 und Januar 2025 ihre Zusatzbeiträge erhöhen. „Zum 1. Januar 2025 liegt der durchschnittliche Beitragssatz nun bei 17,62 Prozent“, erklärt Thomas Lemke, Geschäftsführer des Deutschen Finanz-Service Instituts (DFSI) in Köln. Im Vorjahr waren es noch 16,23 Prozent. Das heißt: Innerhalb eines Jahres ist der durchschnittliche Zusatzbeitrag von 1,63 auf 3,02 Prozent gestiegen – ein echter Preisschock für die knapp 59 Millionen zahlenden Mitglieder der GKV. Mehr Kosten für alle – und das Jahr 2026 sieht nicht besser aus Für Gutverdiener mit einem monatlichen Einkommen über der Beitragsbemessungsgrenze (aktuell 5.512,50 Euro) bedeutet das ein kräftiges Beitragsplus von 186,60 Euro pro Monat – und das jeden Monat. Arbeitnehmer trifft es etwas weniger hart, da sie sich die Zusatzbeiträge mit ihrem Arbeitgeber teilen. Aber auch hier bleibt unterm Strich ein spürbarer Aufschlag: 93,30 Euro mehr pro Monat, also fast 1.120 Euro pro Jahr. Und als wäre das nicht genug, könnte 2026 direkt der nächste Anstieg folgen. Doris Pfeiffer zeigt sich zwar noch hoffnungsvoll, dass die Erhöhungen für 2025 erstmal ausreichen. Doch sicher ist: Auch 2026 wird es teurer. Warum? Ein großer Kostenfaktor ist die geplante Umstrukturierung der Kliniklandschaft, die die Krankenkassen ab 2026 zusätzlich 2,5 Milliarden Euro pro Jahr kosten wird. Und das ist längst nicht alles: Die Preise für Medikamente und Krankenhausbehandlungen steigen weiter, ohne dass sich die Versorgung für Patienten wirklich verbessert, so Pfeiffer. Ihr Vorwurf an die Politik: Statt dringend notwendige Reformen anzugehen, habe man lieber die Rücklagen der Krankenkassen geplündert. Jetzt sind die Kassen leer – und die Versicherten müssen zahlen. „Besonders die letzten drei Gesundheitsminister haben die Kosten einfach laufen lassen, als wäre genug Geld da“, kritisiert sie. Noch düsterer sieht es Jens Baas, Chef der Techniker Krankenkasse. Er warnt davor, dass die Beiträge in der nächsten Legislaturperiode sogar auf 20 Prozent steigen könnten, wenn nicht endlich gegengesteuert wird. Ob die Politik das Ruder noch herumreißt oder ob die Beiträge weiter durch die Decke gehen – das bleibt abzuwarten. Für Versicherte sieht es jedenfalls nicht nach Entlastung aus. Bei welchen gesetzlichen Krankenkassen selbst in Zeiten massiven Kostendrucks heute die medizinische Versorgung noch immer löblich ist, wo guter Service evident gelebt wird und bei welchen Kassen die Finanzen samt (Zusatz-)Beitrag stimmen – das dokumentiert die mittlerweile 19. Auflage des renommierten, umfangreichen Krankenkassentests von FOCUS MONEY.Download Artikel (pdf, 3.51 MB) Studie