FOCUS-MONEY Heft 42/2025 Kapitalkraft europäischer Versicherungskonzerne
Geopolitische und ökonomische Unsicherheiten können auch die europäischen Versicherer belasten. Doch kapitalkräftige Anbieter sitzen finanziell sicher im Sattel. Das sollten Kunden nicht nur wissen, sondern sie profitieren auch davon
In der griechischen Mythologie raubt Götterherrscher Zeus in seiner verwandelten Gestalt als Stier die Königstochter Europa und entführt sie in seine Heimat Kreta. In der heutigen Situation und auf den Versicherungsmarkt bezogen, besteht eher die umgekehrte Herausforderung: Die Versicherer in Europa sollten den Kapitalmarktbullen gut beherrschen, um für ihre Partner – die Kunden – deren Gelder solide und attraktiv zu investieren. In den aktuellen „Fakten zur Versicherungswirtschaft 2025“ beschreibt der deutsche Branchenverband GDV die Versicherer als langfristige und verlässliche Kapitalanleger: „Versicherer legen ihr Kapital breit gestreut an und unterliegen dabei strengen Vorschriften, etwa bei ihrem Risikomanagement. Die Sicherheit der Kapitalanlagen hat oberste Priorität. Aus gutem Grund: Die Menschen müssen sich darauf verlassen können, dass die Versicherungsleistungen jederzeit gezahlt werden können, zum Beispiel im Bereich der Altersvorsorge.“
In der Verantwortung. Denn zu investieren gibt es eine Menge. Mit Kapitalanlagen von rund 1,9 Billionen Euro ist die hiesige Assekuranz der größte institutionelle Investor in Deutschland. An den Kundenbeiträgen gemessen, belegt die Bundesrepublik Platz sechs der international größten Versicherungsmärkte – mit 3,4 Prozent des weltweiten Beitragsaufkommens. Übertroffen nur noch von den USA (44,8 Prozent), China (10,2), Großbritannien (6,2), Japan (4,4) und Frankreich (3,8). Allein bei den Lebensversicherungen werden für ganz Europa in den nächsten Jahren weiter steigende Einnahmen erwartet (s. Grafik oben). Und auch in Deutschland wird für die Leben-Sparte im laufenden Jahr ein Beitragsplus von 6,7 Prozent prognostiziert. Doch die Zeiten werden schwieriger. Durchwachsene Konjunkturaussichten, ein volatiles Marktumfeld, geopolitische und makroökonomische Unsicherheiten sowie die Chancen und Risiken der Digitalisierung dämpfen die Stimmung in der Lebensversicherung. So hält sich dort laut aktuellem Konjunkturtest des Ifo-Instituts das Geschäftsklima mit 18,7 Punkten zwar über dem langjährigen Mittelwert, fällt allerdings im Vergleich zum Vorquartal um zwei Punkte. Zudem machen sich immer mehr Menschen ernsthafte Sorgen über ihre eigene finanzielle Zukunft. Dabei ist selbst das Sparen bei Versicherungen kein Tabu mehr.
Unter Aufsicht. „Trotzdem ist die Lage aktuell insgesamt robust – und in vielen Fällen sogar gut“, bescheinigt die Chefin der deutschen Versicherungsaufsicht bei der BaFin, Julia Wiens, der Branche. Ganz im Einklang mit der europäischen Versicherungsaufsicht EIOPA, die in ihrem „Bericht zur Finanzstabilität“ die Versicherer ebenfalls als „nach wie vor robust und gut kapitalisiert“ sieht. Schließlich sind in Deutschland nicht nur heimische Assekuranzen aktiv, sondern „auch zahlreiche Versicherer mit einer Lizenz aus anderen europäischen Ländern tätig“, wie der GDV schreibt. Daher hat auf der folgenden Seite das Deutsche Finanz- Service Institut (DFSI) für FOCUS MONEY wieder die Kapitalkraft der 15 größten europäischen Versicherungsgruppen untersucht. Denn Anbieter mit stabilen Finanzen stehen nicht nur selbst solide da, sondern dürfen auch mehr Gelder in chancenreichere Investments stecken – damit ihre Kunden von Bullenmärkten besser profitieren.

