Referenz15.08.2018

FOCUS-MONEY Heft 34/2018 GKV Finanzkraft

Krankenkassen und Gesundheitsfonds sitzen auf hohen Reserven und Rücklagen. Deswegen sind die Finanzen aber nicht bei jeder Versicherung ausgewogen.

Solche Nachrichten verkündet ein Gesundheitsminister gern: „Die Krankenkassen häufen auf Grund der guten wirtschaftlichen Lage immer weiter Finanzreserven an“, ließ Ressortchef Jens Spahn (CDU) Ende Juni in der Pressemitteilung zur Bilanz der Gesetzlichen Krankenversicherung fürs erste Quartal dieses Jahres verlauten. So verbuchten die Kassen von Januar bis März einen Überschuss von 416 Millionen Euro. Einnahmen von 60,1 Milliarden standen Ausgaben von 59,7 Milliarden Euro gegenüber. Im Gesamtjahr 2017 lief sogar ein Plus von 3,5 Milliarden Euro auf. Die Finanzreserven der Kassen summierten sich bis Ende März 2018 auf satte 19,9 Milliarden Euro. Im Schnitt entspricht das mehr als einer Monatsausgabe und damit gut dem Vierfachen der gesetzlich vorgesehenen Mindestreserve.

Auch der Gesundheitsfonds, der die Beitragseinnahmen der Versicherten verwaltet und an die Kassen verteilt, ist ordentlich gefüllt. Er verfügte zum Stichtag 15. Januar über eine Liquiditätsreserve von rund 9,1 Milliarden Euro. In den ersten drei Monaten wuchsen die beitragspflichtigen Einnahmen der Versicherten um 4,1 Prozent zum Vorjahresquartal. Dennoch überstiegen die Ausgaben des Fonds die Einnahmen um 2,5 Milliarden Euro. Für das Gesamtjahr können daraus jedoch noch keine Schlüsse gezogen werden, da die Zuweisungen an die Kassen monatlich in gleicher Höhe fließen, während die Einnahmen übers Jahr erheblich schwanken. So sorgen etwa Urlaubsund Weihnachtsgeld in der zweiten Jahreshälfte für deutlich höhere Beitragseinnahmen. Gleiches gilt für die Rentenanpassungen, die zum 1. Juli wirksam geworden sind. Das gute Polster weckt Begehrlichkeiten. „Es ist richtig, dass Krankenkassen so bald wie möglich ihre übermäßig hohen Rücklagen abbauen müssen, um Arbeitnehmer und Rentner zu entlasten“, sagt etwa Gesundheitsminister Spahn. Doch so einfach ist das nicht. Denn Kasse ist nicht gleich Kasse. Die jeweils kassenspezifische demografische Zusammensetzung und regionale Verteilung der Kundschaft hat nämlich durchaus erheblichen Einfluss auf Einnahmen und Ausgaben und damit auf das finanzielle Polster.

Wie gut eine Krankenkasse finanziell aufgestellt ist und welchen Spielraum sie entsprechend für eine Senkung des Zusatzbeitrags oder freiwillige Leistungsausweitungen hat bzw. wie stark sie zu Beitragserhöhungen oder Leistungskürzungen gezwungen ist, muss immer individuell betrachtet werden. Genau das macht der Finanzstärketest des Deutschen Finanz-Service Instituts (DFSI) in Köln für FOCUS-MONEY. Die Bilanzen von 48 Kassen wurden dafür durchleuchtet. Elfmal konnte die Bestnote „Hervorragend“ vergeben werden, dreimal häufiger als im Vorjahr. Dafür gab es nur noch sechsmal ein „Sehr Gut“. 2017 war das noch elfmal der Fall.
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DFSI Deutsches Finanz-Service Institut GmbH

DFSI Deutsches Finanz-Service Institut GmbH ist ein unabhängiger Datendienst, der marktrelevante Informationen zu Versicherern, Banken, sonstigen Finanzdienstleistern und Gesetzlichen Krankenkassen sammelt und bewertet. Dabei werden zu Finanzprodukten die Informationen, die für Privatkunden entscheidungsrelevant sind, gebündelt und als Produktratings dargestellt. Hier fließen insbesondere Daten aus den Allgemeinen Versicherungsbedingungen (AVB), Leistungs- und Servicedaten des Versicherers sowie Preis- und Prämiendaten ein. Das DFSI erstellt zudem seit 2008 branchenweite Leistungstests zu Finanzprodukten. Bei der Entwicklung der Test- und Ratingmethodik wird das DFSI durch Experten des institutseigenen Fachbeirats unterstützt. Diese verfügen über jahrelange Erfahrungen im deutschen Ratingmarkt und der Finanzdienstleistungsbranche.