Referenz10.11.2021

FOCUS-MONEY Heft 46/2021 Rechtsschutzversicherungen

Viele Streitigkeiten mit Arbeitgebern, Vertragspartnern, Vermietern, Nachbarn landen vor Gericht. Mit der richtigen Rechtsschutzversicherung sind die Kostenrisiken eines Prozesses gedeckt

Den Notruf setzte der Präsident des Stuttgarter Landgerichts mitten im Hochsommer ab: An seinem Haus verarbeiten 110 Richter rund 15 600 Verfahren zum Dieselskandal um manipulierte Abgaswerte, klagte Andreas Singer. Obwohl Musterfeststellungsklagen gegen deutsche Autohersteller laufen, würden „Dieselfahrer mit Rechtsschutzversicherung“ von spezialisierten Anwaltskanzleien animiert, selbst zu klagen. Auch die nächste Klagewelle sieht der erfahrene Gerichtspräsident Singer bereits anrollen: gegen die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY, die dem Skandalkonzern Wirecard über Jahre die gefälschten Bilanzen testiert hatte. Hunderte solcher Verfahren seien bereits anhängig. Für Gerichte mag die Spezies der Rechtsschutzversicherten eine Erschwernis sein. Im Umkehrschluss können Kläger – ob Dieselfahrer oder Wirecard-Opfer – folgern: In berechtigten Fällen unterstützt sie ihre Rechtsschutzversicherung. Eine solche Police kann sich lohnen. Wer in einen Verkehrsunfall verwickelt oder vom Arbeitgeber gekündigt wird, wer sich mit seinem Vermieter herumstreitet oder übergriffige Nachbarn in Schach halten muss – gegen die Kosten all dieser Auseinandersetzungen kann man sich versichern.

Umfassender Rechtsschutz hat seinen Preis. 25 Euro bis 30 Euro im Monat sollten Versicherungswillige einkalkulieren. Dafür sind dann in der Regel Anwalts- und Gerichtskosten, Sachverständigenhonorare, Gutachterkosten, Fahrtkosten, Übersetzungskosten bei Fällen im Ausland oder die Mediationen außergerichtlicher Streitschlichter gedeckt. Ebenso Kosten gegnerischer Parteien, etwa wenn ein Prozess verloren wird oder die Gegenseite zahlungsunfähig sein sollte. Die Vertragsbedingungen sollten Versicherungsnehmer genau analysieren. Denn bestimmte Bereiche sind in der Regel ausgeschlossen oder lassen sich nur mit gesonderten Policen absichern. Dazu gehören Streitigkeiten im Bereich Bauen und Baufinanzierung, Kapitalanlagen, Spiel- und Wettverträge, Eheschließungen und Ärger im Zusammenhang mit gewerblichen Tätigkeiten. Bei Erbstreitigkeiten zahlt die Versicherung oft nur die Erstberatung, manchmal kann eine Mediation dazugebucht werden. Ähnlich ist es beim Rechtsschutz für Mieter und Eigentümer von Immobilien. Dieser ist nicht in den oft gewählten Paketen für die Lebensbereiche Privat, Beruf und Verkehr eingeschlossen.

Für den Preis-Leistungs-Check von Rechtsschutzpolicen untersuchte das DFSI Deutsches Finanz- Service Institut die aktuellen Tarifdaten der Anbieter.
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