Referenz12.10.2022

FOCUS-MONEY Heft 42/2022 GKV Leistungsqualität -und transparenz

In Transparenzberichten informieren die gesetzlichen Kassen freiwillig über die Gewährung respektive Ablehnung von Leistungen. Wie aussagekräftig aber sind diese Berichte eigentlich? Das verrät die jeweilige „Leistungstransparenz“ als Grundlage der „Leistungsqualität“ einer Kasse

Tacheles redete im Juni 2021 die Patientenbeauftragte der Bundesregierung mit AOK & Co.: „Ich erwarte, dass alle Krankenkassen Berichte zur Qualität ihrer Leistungsgewährung und zu Leistungskennzahlen wie der Bearbeitungszeit von Anträgen oder der Anzahl erfolgreicher und abgelehnter Widersprüche öffentlich und transparent zur Verfügung stellen“, forderte Claudia Schmidtke. Entsprechende Informationen könnten Versicherten helfen, besser einzuschätzen, ob ihre Kasse im Krankheitsfall für sie da sein wird. „Wer will, dass ihm die anderen sagen, was sie wissen, der muss ihnen sagen, was er selbst weiß. Das beste Mittel, Informationen zu erhalten, ist, Informationen zu geben“, hat schon Staatsphilosoph Niccolò Machiavelli vor über 500 Jahren gepredigt. Dies scheinen auch einige Vorstandsvorsitzende in der gesetzlichen Marktteilnehmer einheitliche, GKV-weite Kriterien nutzten. „Sonst vergleichen wir Äpfel mit Birnen“, gibt Möws zu bedenken.

Die Argumentation der TK teilt die SBK Siemens Betriebskrankenkasse. „Entscheidende Voraussetzung dafür, dass Qualitätstransparenz auch zu einer Qualitätssteigerung im Sinne der Versicherten führt, ist ein einheitlicher Rahmen, der die Vergleichbarkeit der veröffentlichten Statistiken sicherstellt“, erklärt SBK-Vorständin Gertrud Demmler. Aus Sicht der SBK-Strategen gehören zu objektiv gut vergleichbaren Kennzahlen in der Kassenlandschaft etwa die Anzahl von Widersprüchen gegen Bescheide oder die Zahl der Klagen gegen eine Krankenkasse vor dem Sozialgericht.

Welche „objektiven“ und „subjektiven“ Kennzahlen schließlich für alle Kassen verbindlich sein sollten, um Qualität zugunsten des Kunden transparent zu machen, darüber herrscht allerdings kein Konsens. „Es gibt kaum einheitliche Methodiken, Definitionen respektive Regularien, die gesetzliche Krankenkassen heute dazu bringen würden, wirklich untereinander vergleichbare Kennziffern zu veröffentlichen“, moniert Thomas Lemke, langjähriger Kassen-Kenner und Geschäftsführer des Deutschen Finanz-Service Instituts (DFSI) in Köln.

Mit dieser Hängepartie macht jetzt das DFSI Schluss. Welche Kennziffern Versicherten ein wirklich aussagekräftiges Bild der „Leistungsqualität“ einer Kasse vermitteln und wie es um die „Leistungstransparenz“ – allesamt sensible Daten, die AOK & Co. aus verschiedenen Gründen nur äußerst ungern für die Allgemeinheit preisgeben – steht, haben die Experten des DFSI in einer großen Analyse für FOCUS-MONEY akribisch herausgearbeitet. Dazu wurde das Datenmaterial von insgesamt 32 regional respektive bundesweit agierenden Krankenkassen mit einem Marktanteil von insgesamt knapp 85 Prozent ausgewertet.
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DFSI Deutsches Finanz-Service Institut GmbH

DFSI Deutsches Finanz-Service Institut GmbH ist ein unabhängiger Datendienst, der marktrelevante Informationen zu Versicherern, Banken, sonstigen Finanzdienstleistern und Gesetzlichen Krankenkassen sammelt und bewertet. Dabei werden zu Finanzprodukten die Informationen, die für Privatkunden entscheidungsrelevant sind, gebündelt und als Produktratings dargestellt. Hier fließen insbesondere Daten aus den Allgemeinen Versicherungsbedingungen (AVB), Leistungs- und Servicedaten des Versicherers sowie Preis- und Prämiendaten ein. Das DFSI erstellt zudem seit 2008 branchenweite Leistungstests zu Finanzprodukten. Bei der Entwicklung der Test- und Ratingmethodik wird das DFSI durch Experten des institutseigenen Fachbeirats unterstützt. Diese verfügen über jahrelange Erfahrungen im deutschen Ratingmarkt und der Finanzdienstleistungsbranche.