Referenz26.07.2023

FOCUS-MONEY Heft 31/2023 GKV - Finanzkraft

Um die Finanzlage innerhalb der GKV zu verbessern, steigt 2024 der durchschnittliche Zusatzbeitrag aller Voraussicht nach um 0,2 Prozentpunkte. Welche Krankenkassen – trotz ökonomisch angespannter Lage – dennoch wirtschaftlich gut dastehen

Klare, barsche Worte kamen aus dem Arbeitgeberlager: „Immer nur die Beitragszahlenden abzukassieren, grenzt an Arbeitsverweigerung.“ Drastisch fiel im Juni die Replik der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände auf die angekündigten Pläne der Ampel-Koalitionäre aus, Kassenmitglieder und Arbeitgeber künftig mit merklich höheren Beiträgen in die Pflicht zu nehmen. Auch die Politik meldete sich zu Wort: FDP-Fraktionsvize Christoph Meyer etwa sagte, Menschen und Betrieben gerade jetzt Mehrbelastungen aufzubürden, sei der falsche Weg.
Um das drohende Haushaltsdefizit der Krankenkassen auszugleichen – der GKV-Spitzenverband rechnet 2024 mit einem dicken Minus zwischen 3,5nund sieben Milliarden Euro –, gehe nun die Bundesregierung davon aus, dass der durchschnittliche Zusatzbeitrag in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) im nächsten Jahr um 0,2 Prozentpunkte erhöht werden müsse, schrieb das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) in einem Bericht an den Haushaltsausschuss des Bundestags. Damit würde der durchschnittliche Zusatzbeitrag von heute 1,6 im Jahr 2024 auf 1,8 Prozent gelupft. Nach Regierungsberechnungen dürfte der Zuwachs um 0,2 Beitragspunkte die Einnahmen der Kassen im kommenden Jahr zwar um 3,6 Milliarden Euro ausweiten. Das vom BMG avisierte Plus über 0,2 Prozent bildet aber nur einen Durchschnittswert: Die genaue Höhe des Zusatzbeitrags für die 58,19 Millionen zahlenden Mitglieder – rund 16,14 Millionen sind in der GKV beitragsfrei Mitversicherte – legt jede Kasse jedoch selbst fest.

Kassen mit hohen Liquiditätsreserven wären durchaus in der Lage, ihren Zusatzbeitrag nicht so stark – wie vom BGM angekündigt – anzuheben. Oder könnten sogar ganz auf eine Anpassung verzichten, um das Neukundengeschäft anzukurbeln. Auch gibt es durchaus noch Krankenkassen, die ihre Hausaufgaben in puncto Budgetplanung gut gemacht haben. Die Innungskrankenkassen beispielsweise erzielten im ersten Quartal 2023 sogar einen Überschuss in Höhe von 66 Millionen Euro. Wer gerade mit einem Kassenwechsel liebäugelt – und darauf spekuliert, künftig doch keine höheren Zusatzbeiträge zu löhnen –, sollte neben Liquidität und Nettovermögen auch mal ein Auge auf dieVerwaltungskosten sowie die Entwicklung zahlender Mitglieder seiner künftigen Wunschkasse werfen! Doch wie an solch sensible Zahlen kommen? Wie es gerade um die Bilanz einer Krankenkasse bestellt ist – das zeigt der neue Finanzstärke-Test des Deutschen Finanz-Service Instituts (DFSI) in Köln. Dazu durchforstete das DFSI die Daten von insgesamt 55 Krankenkassen.
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DFSI Deutsches Finanz-Service Institut GmbH ist ein unabhängiger Datendienst, der marktrelevante Informationen zu Versicherern, Banken, sonstigen Finanzdienstleistern und Gesetzlichen Krankenkassen sammelt und bewertet. Dabei werden zu Finanzprodukten die Informationen, die für Privatkunden entscheidungsrelevant sind, gebündelt und als Produktratings dargestellt. Hier fließen insbesondere Daten aus den Allgemeinen Versicherungsbedingungen (AVB), Leistungs- und Servicedaten des Versicherers sowie Preis- und Prämiendaten ein. Das DFSI erstellt zudem seit 2008 branchenweite Leistungstests zu Finanzprodukten. Bei der Entwicklung der Test- und Ratingmethodik wird das DFSI durch Experten des institutseigenen Fachbeirats unterstützt. Diese verfügen über jahrelange Erfahrungen im deutschen Ratingmarkt und der Finanzdienstleistungsbranche.