Referenz11.10.2023

FOCUS-MONEY Heft 42/2023 Kapitalkraft europäischer Versicherungskonzerne

Die Zinswende kommt grundsätzlich den Versicherern zugute. Doch für schlecht kapitalisierte Unternehmen hat sie auch unangenehme Nebenwirkungen. Kunden sollten daher wissen, welche europäischen Gruppen mit bester Kapitalkraft punkten

Vertrauen ist sicher eine der wichtigsten Währungen im Leben – für jeden Einzelnen, aber auch für Unternehmen und Institutionen. Da stimmt es schon bedenklich, wenn beim Thema Altersvorsorge 67 Prozent der Deutschen das Vertrauen in die Politik verloren haben. So das Ergebnis einer YouGov-Umfrage im Auftrag der Axa. Je größer dabei die Lebenserfahrung ist, desto größer ist auch der Vertrauensverlust: unter den 18- bis 24-Jährigen sind es 57 Prozent, bei den über 55-Jährigen sogar 72 Prozent. Also nehmen immer mehr Bundesbürger ihre Altersvorsorge ergänzend selbst in die Hand. Traditionell ganz vorn dabei sind mit ihrem Produktangebot und lebenslangen Rentenzahlungen die Versicherer. Doch auch dort stellt sich für Kunden die Vertrauensfrage. Wer wirtschaftet besonders gut mit den Geldern und ist selbst so stabil aufgestellt, dass die Vertragsbeziehung jahrzehntelang halten kann?

Damit die Kunden ihre Gelder bei der Assekuranz aber auch in guten Händen wissen, haben fast alle Länder staatliche Stellen, die laufend die Kapitalisierung und das Finanzgebaren der Versicherer überwachen. In der Europäischen Union wurde dazu ein einheitliches neues Aufsichtssystem namens Solvency II installiert (s. Kasten unten). Ob dessen Solvenzkriterien auch alle Unternehmen einhalten, überprüfen die nationalen Aufsichtsbehörden und greifen gegebenenfalls ein – in Deutschland ist das die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin). Das hat die Versicherungswelt durchaus revolutioniert: „Anfangs war das für viele Unternehmen ein zusätzliches ungeliebtes, aufwendiges Thema“, sagt der Ende September in den Ruhestand verabschiedete Chef der deutschen Versicherungsaufsicht bei der BaFin, Frank Grund, zu den acht Quelle: GDV Jahren seiner Amtszeit. „Aber die Akzeptanz für besseres Risikomanagement, für bessere Kapitalunterlegung, für das Messen von ökonomischen Risiken in anderer Form als bisher ist deutlich gewachsen. Auch wenn wir da noch nicht am Ende der Fahnenstange sind, im Entwicklungsprozess sehen wir bei den Kerngedanken des neuen Aufsichtsregimes große Fortschritte.“ Demnächst wird es noch einige Änderungen geben, denn seit zwei Jahren läuft ein Review von Solvency II, bei dem die EU-Institutionen über aktuelle Anpassungen verhandeln. Der deutsche Versichererverband GDV betont dabei zwar die Bedeutung von Solvency II für den nachhaltigen Wirtschaftsumbau, warnt jedoch vor zu strengen Anforderungen, die Investitionen verhindern könnten.

Die 15 größten Versicherungsgruppen in Europa (ohne Rückversicherungsgruppen) – ermittelt nach der alljährlichen Studie des spanischen Versicherungskonzerns Mapfre – wurden auch dieses Jahr wieder auf ihre nachhaltige Kapitalkraft getestet.
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