Presse/rating25.10.2022
Unternehmensqualität der Lebensversicherer 2022/23
Seit Beginn der Pandemie gab es Befürchtungen in der Branche, das Neukunden-Geschäft könne stark einbrechen und die Stornoquoten kräftig steigen. Beides war bis Anfang 2022 nicht zu beobachten. Was auch der neuen Lust der Deutschen auf Aktien geschuldet war. Besonders das Geschäft mit Fondspolicen lief überraschend gut. Doch mit dem Einbruch des Aktienmarkts wegen des Ukraine-Kriegs dürfte nun auch dieser Bereich einen Dämpfer erlitten haben. Der Branchenverband GDV schätzt die Lage ähnlich ein: Schon zur Jahresmitte erklärte er die Lebensversicherung zum größten Verlierer unter den Versicherungssparten.Dann aber kam die Kehrtwende in Sachen Leitzinsen. Die EZB hat sie bis Mitte Oktober 2022 auf 0,75 bis 1,25 Prozent angehoben. Grundsätzlich ist das gut für die Lebensversicherer und für deren Kunden. Erwerben die Versicherer nämlich neue Anleihen, so holen sie sich damit höhere Renditen ins Depot. Doch umgekehrt geraten die Kurse bereits emittierter Anleihen unter Druck. Andererseits bringen die gestiegenen Zinsen den Lebensversicherern Entlastung in Sachen Zinszusatzreserve (ZZR). Nun können wohl erste Versicherer ihre ZZR nach und nach wieder auflösen, während andere weiter Kapital in ihre ZZR stecken müssen, weil sie ihre Garantien noch nicht ausfinanziert haben. Werden die ZZR-Reserven aufgelöst, kann der Versicherer die Überschussbeteiligungen erhöhen. Heißt für die Kunden, ihre Verträge werfen mehr ab.
Angesichts dieser heterogenen Entwicklung in der Branche sollten Neukunden beim Abschluss ihrer Police gezielt auf Anbieter setzen, die gut dastehen und ein zukunftssicheres Geschäftsmodell vorweisen können. Aber auch für alle, die bereits eine Lebensversicherungs- oder Rentenpolice haben, sollte die Zukunftsfestigkeit ihres Versicherers oberste Priorität haben.
Wie im Vorjahr erreicht im aktuellen Qualitätsrating der Lebensversicherer von 33 untersuchten Serviceversicherern lediglich die WWK Lebensversicherung die Bestnote „Exzellent (1,0)“. Allianz und Ergo Vorsorge schrammen dagegen mit der Note „Sehr Gut (1,1)“ ganz knapp an der Bestnote vorbei. Bei den drei Direktversicherern schnitt die Europa mit „Sehr Gut (1,1)“ am besten ab, die Hannoversche bekam die Note „Sehr Gut (1,2)“ ab.
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